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Bahn : Zwischenhalt zum Schnäppchenpreis

22.01.2010

Eine kurze Frage im Ausschuss für Stadtentwicklung brachte die Verwaltungsspitze zum Achselzucken. „Was kostet es, wenn ein Zug in Unna hält und kann mit Blick auf den maroden Bahnhof dieses Geld nicht einfach einbehalten werden?” Wir gingen der Frage nach.

 

Eine kurze Frage im Ausschuss für Stadtentwicklung brachte die Verwaltungsspitze zum Achselzucken. „Was kostet es, wenn ein Zug in Unna hält und kann mit Blick auf den maroden Bahnhof dieses Geld nicht einfach einbehalten werden?” Eine Antwort gab's im Ratssaal nicht. Damit habe die Stadt nichts zu tun. Stimmt! Also begaben wir uns auf die Spurensuche.

 

Wer mit dem Zug von Unna nach Holzwickede pendelt, zahlt für die Kurzstrecke 2,25 €. Hätten Sie gewusst, dass diese Route für das Bahnunternehmen selbst erheblich teurer ist?

 

Vergleichbar mit der Landegebühr an Flughäfen fallen für Züge Stations- und Trassenkosten an, die an den Inhaber, also die Deutsche Bahn, gezahlt werden müssen.

 

Je nach Region und Größe des Bahnhofs variiert dieser Kostensatz. Die Bahnhöfe in Unna und Holzwickede gehören der kleinsten von vier Kategorien an. 2,18 € pro Haltestopp werden hier fällig. Zum Vergleich: In Dortmund, Kategorie eins, kostet der Stopp 20,76 €, in Berlin sogar 43,79 Euro. Für die Eurobahn, die das Hellweg-Netz vor gut einem Jahr übernommen hat, sind Unna und Holzwickede also echte Schnäppchen.

 

Wären da nicht noch die Trassenkosten: Pro gefahrenen Kilometer auf der Hellweg-Achse muss die Eurobahn, die mit der Deutschen Bahn einen Nutzungsvertrag über zwölf Jahre eingegangen ist, 4,49 € berappen. Bei der Strecke Unna – Holzwickede, etwa sechs Kilometer lang, wären dies pro Fahrt knapp 27 Euro. Plus die Stationskosten von 4,36 € beträgt die Gebühr für die einmalige Route 31,36 Euro. „Dies macht 50 Prozent der gesamten Betriebskosten eines Bahnunternehmens aus”, berichtet Ulrich Beele, Sprecher des Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Ruhr-Lippe (ZRL).

 

Mit der Beschaffenheit der Bahnhöfe habe dieser Tarif nur teilweise etwas zu tun. „Nur die Verkehrsstationen, also die Gleise, die Bahnsteige und die Unterstellhäuschen sind relevant. Das Bahnhofsgebäude hat mit den Kosten nichts zu tun. Im Fall von Unna gehört es ja nicht einmal mehr der Deutschen Bahn, sondern einem Investor”, erklärt Beele. Die Moral der Geschicht': Maroder Bahnhof oder nicht – die Stationskosten blieben dieselben.